Antisemitismus und Corona
Ich habe gerade nen Artikel gelesen, der suggeriert, dass alle Menschen, die das mit Corona für überzogen und schwachsinnig halten, Antisemiten sind und bin gerade enorm wütend.
Ich habe lange überlegt, ob es klug ist, in meinem schönen, tollen Blog, in dem ich über Schwangerschaft, Geburt und vielfältige spirituelle und ganz geschmeidig über gesellschaftskritische Themen schreiben will, klar Position zu beziehen. Ob ich es wirklich riskieren will, meinen Blog zu verschmutzen und als Rassistin und sonstwas beleidigt zu werden, weil ich eine fundierte (!) andere Meinung habe.
Aber das nimmt inzwischen Ausmaße an... wo sich mir die Frage nicht mehr stellt. Es ist zu einer Notwendigkeit geworden.
Ich will hier jetzt keine künstliche Dramatik aufbauen, aber längst spielt sich Drama ab. In verschiedenen Köpfen verschiedene Dramen.
Die einen haben Angst vor diesem Virus, die anderen vor einer Diktatur.
Alle sind fassungslos. Die einen über die Maßnahmen, die anderen über das Unverständnis gegenüber den Maßnahmen...
Das ist natürlich alles total pauschalisiert. Aber das will ich ja eben nicht: Pauschalisieren. Ich will eine Plattform für Austausch bieten, für die Vielfältigkeit der Wahrnehmungen hier in diesem Land.
Und jetzt bin ich abgedriftet. Denn schon oben wollte ich schreiben: Wo kommen denn auf einmal all die Linken her, die alles, was die Regierung entscheidet, einfach so abnicken? Wo bleibt denn da das Veto, wo bleibt denn da der Widerstand? Das ist ja fast schon gruselig.
Hierzu fallen mir zwei Artikel ein, die ich gelesen habe: Gysi, der sagt, verhältnismäßig wäre es gewesen, verschiedene Experten zu befragen, die gleichberechtigt ihre Meinung äußern, was die Maßnahmen angeht.
Und ein Artikel, in dem behauptet wird (ich habe das bis dato nicht recherchiert und auch nirgendwo anders davon gelesen), anfänglich seien die Demonstranten gegen die Corona-Maßnahmen überwiegend links gewesen. Bis zunehmend Rechte gekommen wären und sich Linke deshalb von den Demos distanziert hätten.
Ich bin versucht zu sagen: Merkt ihr noch was?
Die Artikel füge ich übrigens unten an.
Ja, jetzt mal ernsthaft: Merkt ihr noch was?
Ja, ich halte die Corona-Maßnahmen für überzogen.
Ja, ich halte Corona nicht für übermäßig gefährlich.
Ja, ich vermute andere Gründe für die Ausrufung der Pandemie. (Es gibt auch plausible Theorien wie das Vertuschen der Finanzkrise, Ausbauung des Überwachungsstaates, Abschaffung des Bargeldes blablabla, aber das geht ja alles in dem "Mörder!"-Geschrei unter)
Nein, ich bin keine Antisemitin.
Nein, ich glaube nicht, dass Juden hinter alldem stecken. Weder jüdische Familien noch eine jüdische Verschwörung, noch sonst irgendwas in die Richtung.
Nein, ich bin keine Rassistin. Ich halte dunkelhäutige Menschen nicht für minderwertig, finde nicht, dass sie hier nichts zu suchen haben, keine Deutschen sein können oder was weiß ich was.
Nein, ich bin nicht minderbemittelt. Ich habe auch keine tiefsitzende unterdrückte Leidenschaft, einsame Rentner zu ermorden. Ich bin versucht zu sagen, dass ich diese perversen Fantasien eher der Regierung zutraue, aber ich verkneif' es mir lieber.
Es werden Interviews folgen mit Menschen, die das alles auch spuky finden.
Es werden fundierte Gedanken mit Quellennachweisen aus den etablierten Medien von mir dazu folgen und ich hoffe inniglichst, dass wir das postfaktische Zeitalter überwunden haben und ein Austausch und eine Diskussion daraus entstehen können.
Wir alle sind aufgeladen und wütend.
Spirituelle Menschen empfehlen Abstand und Meditation und das kann auch ich nur empfehlen. Ich habe mich jetzt fast ein Jahr daran gehalten und ich werde weiterhin auf mich achten. Aber irgendwo ist Schluss. Wenn ich lese und höre (!), dass Rentner monatelang in ihren Zimmern eingesperrt werden, halber zwangsgeimpft werden, nach den Impfungen sterben und so weiter, dann frage ich mich, was ich mich eh schon die ganze Zeit frage: Wer soll hier eigentlich geschützt werden?!
Ja, ich frage mich das schon die ganze Zeit. Aber ist nicht irgendwann ein gewisses Maß an Offensichtlichkeit erreicht??!
Nein, wir Menschen, die wir das alles für überzogen, falsch und unecht halten, sind keine Idioten, Omi-Hasser und isolierte Weißbrote.
Das man das überhaupt sagen muss. Dass man Angst haben muss, das zu sagen... Ich bin versucht zu sagen, das übersteigt die Grenze zum Absurden maßgeblich...
Aber gut, ich verliere mich, verliere meinen Punkt.
Ich will, dass ihr mir in Wohlwollen begegnet, ich will euch in Wohlwollen begegnen.
Achja: Wenn alte Menschen nach einer Impfung sterben (wer kommt überhaupt auf die Idee, über 90-Jährige mit massiven Vorerkrankungen zu impfen??! Das allein ist ja schon total absurd), liegt es nicht an der Impfung.
Wenn über 90-Jährige mit massiven Vorerkrankungen mit Corona sterben, sterben sie an Corona.
Finde den Fehler, kann ich nur sagen, um einen alten Freund zu zitieren ^^.
Aber es geht mir hier nicht darum, recht zu haben, auch wenn wir alle natürlich immer wieder versucht sind, recht haben zu wollen, eine unserer größten Macken.
Es geht darum im Moment sowas von gar nicht.
Es geht darum, einander ernstzunehmen.
Unsere Sorgen und Nöte.
Die vor dem Virus.
Die vor der Diktatur.
Die dazwischen.
Und die, deren Existenz im Moment bedroht ist. Denn die gehen in dem Ganzen auch einfach total unter. Und das kann ja nun wirklich keinem nutzen, dass deren Interessen untergehen, nachdem anfänglich eine so riesengroße Solidaritätsbewegung und Unterstützung da war.
Also bitte
Leute, zügelt euch. Tragt eure Anliegen vor. Gerne emotional. Aber sachlich. (Und nein, das ist kein Widerspruch. Man kann emotional argumentieren und dabei trotzdem Fakten nennen. Und man kann auch seine Wut oder Trauer benennen ohne beleidigend zu werden. Alles nur eine Sache der Übung ^^.)
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-05/gregor-gysi-die-linke-coronavirus-aussenpolitik/seite-2
https://www.deutschlandfunk.de/demos-gegen-corona-regeln-die-linken-haben-kalte-fuesse.694.de.html?dram:article_id=483251
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